Spätestens seit Meta sehr viel Geld in die Entwicklung eines Metaverse steckt, ist der Begriff auch außerhalb der XR- und Sci-Fi-Gemeinde ein Begriff. Nur leider versteht jeder etwas anderes darunter.
Bei Ready Player One sah das alles so einfach aus: So ziemlich jeder Mensch (und sicher auch ein paar Tiere) haben VR-Brillen, mit denen sie sich alle ein einer gemeinsamen Oberfläche treffen können. Von dort aus gibt es Portale in andere virtuelle Welten. Ein Avatar für im Zweifel alles, eine digitale Persona im ‘verse.
Und ein sehr einfacher Zugriff auf so ziemlich alle Welten, egal ob Spiel oder Schule. Einfache Vernetzung mit anderen, weil alle das gleiche Netzwerk nutzen. Am Ende muss natürlich ein Konzern besiegt werden, damit alle bis an ihr Lebensende friedlich und glücklich in einer freien virtuellen Welt leben können.

Ready Player One dürfte für viele, die sich nicht täglich mit XR beschäftigen, die Blaupause für ein Metaverse sein. Meta hingegen, die sich sogar im Firmennamen eindeutige Hinweise auf die Zukunftspläne gönnen, arbeitet an Horizon World und steckt viel Geld in die Entwicklung passender Hard- und Software.
Horizon OS soll Metas Verse befeuern – und was sagt Google dazu?
In Zuckerbergs Träumen nutzen alle seine Horizon-Welt, natürlich mit Horizon-OS-betriebenen Headsets. Wobei ich davon ausgehe, dass Zuckerberg sich schon darüber im Klaren ist, dass die Zukunft des Massenmarktes eher in AR als in VR liegen dürfte. Aber ein Betriebssystem, sie zu knechten oder so ähnlich – Horizon OS wird aktuell positioniert um das Android für XR zu werden.
Lustigerweise arbeitet ausgerechnet Google, die mit Android, selbst an einem Android für XR aber anderes Thema. Meta will das Metaverse selbst schaffen und entsprechend einen Zukunftsmarkt dominieren.
Wozu überhaupt ein Metaverse?
Aber ist ein Metaverse überhaupt ein Zukunftsmarkt? Oder ein Ort, wo teure virtuelle Grundstücke verkauft werden? Und wie soll das aussehen? Wie Second Life, mit ein paar hässlichen vom CEO-Sohn selbstgestrickten Einkaufsmalls? Oder doch eher ein bisschen mehr Sci-Fi? Ich frage mich auch, wie die Steuerung realisiert werden soll – auch spicken bei Ready Player One klappt nicht so gut, Tretmühlen und haptische Handschuhe halte ich nicht für Mainstream.
Wie soll das überhaupt funktionieren? So wie es sich viele vorstellen – in einer Hub-Welt Zeit mit Bekannten verbringen, mit Freunden eigene Räume oder Spielserver besuchen? Nehmen wir an, Horizon World wird eine solche Hub-Welt, dann sollte es auch Portale oder Türen in andere Experiences, User-Räume oder Spiele geben.

Meta hat sich bereits ein gutes Fundament an Software im eigenen Store gelegt, aber würden die Nutzer von einem echten Metaverse nicht mehr erwarten als einen Launcher für hauseigene Software? Wo ist das Portal zu Call of Duty?
Und selbst wenn sich mit Plattformbetreibern wie Valve oder Microsoft eine Lösung gefunden wird: Unter konkurrierenden Unternehmen wird es solche Kooperationen eher nicht geben. Sind dann die Apple-User in ihrem Metaverse gefangen und Meta-User in einem anderen?
Sicherlich kann es auch da Kompatibilitäten geben können, Netzwerklaufwerke lassen sich ja auch von verschiedenen Betriebssystemen aus nutzen. Nur wird das so komfortabel, wie es für den Massenmarkt sein muss?

Eine ebenfalls nicht unwichtige Frage: Brauchen wir in einer Zukunft, in der AR es zur Relevanz gebracht hat, VR aber nur in seiner Nische weiterexistiert, überhaupt ein Metaverse? Und würde so etwas in AR nicht ganz anders aussehen und funktionieren müssen? In Ready Player One war die genutzte Hardware fast egal, es hat immer alles zusammengepasst. In der Realität sind Software und Hardware leider oft nicht so gnädig.
Aber schreibt mir doch mal in die Kommentare: Wie stellt ihr euch das Metaverse vor? Was bietet es in eurer Fantasie und glaubt ihr, dass es realisierbar ist? Und die finale Frage: Brauchen oder wollen wir überhaupt ein Metaverse?
Wir haben das Metaverse doch schon längst mit dem Internet bekommen und entwickeln seit dem daran. Wie viele Menschen verbringen ihrer Zeit schon im Interverse. Welche Platform und wie und womit es genutzt wird spielt doch keine Rolle.
Herbert beschreibt es treffend: Discord hat sich aus meiner Perspektive zu einer der meistgenutzten “Metaverse”-Anwendungen entwickelt. Es ist oft die erste Anlaufstelle, wo sich Nutzer koordinieren und austauschen. In Text- oder Voice-Channels besprechen sie sich, und typische Discord-Nutzer teilen gerne ihr aktuelles Spiel per Stream, damit andere zuschauen können.
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist VRChat: Ein VR-Spieler streamt das Spiel von einem PC mit Index-Headset, ein anderer spielt standalone mit einer Quest, ein dritter standalone mit einem Pico HMD, jemand spielt “Flat” am PC und ein weiterer nimmt über sein Handy teil. Im Channel finden sich auch reine Zuschauer, die nebenbei etwas anderes tun, aber ihr Kamerabild auf Discord übertragen, während andere still zuschauen und ab und zu im Text-Chat schreiben.
Das ist für mich ein hervorragendes Beispiel für ein gelebtes Metaverse: Menschen interagieren in verschiedenen Formaten, über unterschiedliche Plattformen und Geräte hinweg, teilen Erlebnisse und kommunizieren miteinander. Es zeigt, dass ein Metaverse nicht zwingend eine hochglanzpolierte, immersive 3D-Welt sein muss, sondern vor allem ein Ort der gemeinsamen Interaktion und Koordination.
Genau und die Technik oder die zugrunde liegende Infrastruktur ist das Internet mit dem wir uns seit anbeginn verbinden in nahezu Lichtgeschwindigkeit.
Beispiel:
Fortnite z.B. hat rund 60 Millionen tägliche Active Users (DAU).
Die Monatlich aktiven Nutzer (MAU) bewegen sich bei etwa 110 bis 126 Millionen Menschen.
VR ist doch nur ein weiteres Medium mit dem wir uns im interverse verbinden und über Grenzen treffen können. Das was Meta versucht ist doch nur eine weitere Platform/Netzwerk/Fortnite zu entwickeln und im besten Falle es zu besitzen und zu monetarisieren, wie Epic Fortnite besitzt und monetarisiert.
Wir brauchen gar kein Meta-Metaverse wir haben schon eins mit ganz vielen Welten die wir schon tag täglich betreten.