Bekanntes Spiel in VR umgesetzt – das muss nicht gut enden. Bei Surviving Mars allerdings bin ich erstaunt, wie gut das Konzept an VR angepasst wurde und wie gut es funktioniert. Lasst es mich erklären…
Die Monitorvariante von Surviving Mars erschien bereits 2018, seitdem habe ich über 120 Stunden an meinem PC den Mars kolonisiert. Behauptet zumindest Steam. Diverse DLCs später kam nun eine VR-Fassung des Spieles auf die Meta Quest und Steam und, ratet, natürlich habe ich sie sofort auf meiner Quest 3 installiert und ausprobiert.

Seitdem habe ich allerdings auch kein anderes VR-Game mehr gespielt. Immer, wenn ich eine Pause habe, fragt sich mein Kopf “irgendwas fehlt, was mag das sein?” und die Antwort ist meist: “Essen, du hast schon wieder vergessen, was zu essen” aber erstaunlich oft auch “Surviving Mars. Verdammt. Warum?”
Diesem “Warum” möchte ich in diesem Test ein wenig auf die Spur kommen. Seid ihr dabei?
Surviving Mars Pioneer: Weniger Han(delssimulation), mehr Solo
Das klassische Surviving Mars setzte uns als Kommandanten einer großzügig geförderten Marsmission ein. Es ging darum, eine lebensfähige Kolonie auf dem Nachbarplaneten zu errichten und die Finanzierung neuer Anschaffungen zu sichern.
Tourismus beispielsweise bringt im Idealfall begeisterte Stimmen von Influencern zurück auf die Erde und nebenbei Geld in die Kasse.
Ihr seht schon, das Spiel orientiert sich eher an Wirtschaftssimulationen, wenn auch mit Erkundung und einigen Missionen, in denen mysteriöse außerirdische Dinge aufgeklärt werden wollen. Aber das ist eher Nebenbeschäftigung bei all den herumwuselnden Roboterdrohnen und Siedlern.
Ein wenig No Mans Sky, ein wenig Surviving Mars
Pioneer hingegen erinnert stellenweise stärker an No Mans Sky: Ressourcen manuell abbauen, ganz ohne Drohnenschwarm, das anfangs winzige Habitat ausbauen, neue Dinge erforschen und neue Gegenden per Radarupgrade begehbar machen. Und natürlich erfordert jedes Upgrade, jeder Neubau weitere Ressourcen.
Diese lassen sich mittels eines Werkzeugs bequem abbauen und an Automaten im Habitat weiterverarbeiten. Nebenbei die Nahrungsaufnahme nicht vergessen, sonst motzt der integrierte Handcomputer wieder so nervtötend. Ach ja, die Rationen erfordern Ressourcen, also doch noch einmal auf die Marsoberfläche, etwas Eis aus einem Krater abbauen.

Zu lange Ausflüge beendet anfangs schnell besagter Computer mit Warnungen vor einem geringen Sauerstoffstand im Raumanzug, später lassen sich Sauerstoffkanister und auch Anzugupgrades erforschen und bauen. Noch praktischer ist aber das Hoverbike, das die Fortbewegung arg erleichtert.
Üblicherweise wandere ich also eher langsam über die Marsoberfläche und suche Bergmassive oder Krater für den Bergbau. Die meiste Zeit starre ich aber in den Himmel und bewundere die Milchstraße oder die Sonne über den Horizont wandern. So schön!
Ein im Anzug integriertes Jetpack sorgt für mehr Geschwindigkeit und leichteres Erklimmen von Erhöhungen, fliegt aber nicht zu hoch, die Landung könnte schmerzhaft sein.

Umständliche Steuerung aber tolle Immersion
Ok, ich mag ein Spiel, bei dem die Steuerung umständlich ist? Werft mir nicht gleich vor, käuflich zu sein – aber unter gewissen Umständen scheint mein sonst mitunter etwas dogmatisches Ich trotzdem Spaß empfinden zu können.
Und es ist ja nicht alles an der Steuerung doof. Die Buttonbelegung für Inventar, Map und Missionszielen ist für mich etwas unintuitiv und das Aufbauen neuer Habitaterweiterungen nervt wirklich. Erst das Creatorwerkzeug auswählen, dann mit gedrücktem Trigger wählen, ob etwas neues gebaut oder etwas bestehendes bewegt oder gelöscht werden soll, weiterer Knopfdruck, ach Mist, das war der falsche Knopf, noch mal von Vorne. Nervt auch nach 20 Stunden immer noch irgendwie.
Um ein abgespieltes Datalog wieder aus meinem Sichtfeld verschwinden zu lassen, habe ich auch viel zu lange gebraucht. Ich kam einfach nicht darauf, dass unbedingt das Inventar geöffnet sein muss um eine Message zu beenden. Vielleicht hab ich aber auch nur einen Tooltip übersehen. Das kann aber passieren, wenn man gerade die Milchstraße anstarrt und dabei ein wenig sabbert vor Glückseligkeit.
Ein wenig Abenteuer gibt es auch
Das Startgebiet liefert mir immerhin Eisen, Kuper und Eis, damit lässt sich die erste Zeit halbwegs gut rumbringen. Mit der Zeit wächst mein Habitat immer weiter an, primär aber um all die neuen Maschinen unterbringen zu können, die ich freigeschaltet habe.
Andere Ressourcen gibt es aber nur in Nachbarlandschaften, die freigeschaltet werden wollen. Also wieder etwas Ressourcen ernten, Dinge umwandeln, Essen nicht vergessen, zwischendurch ein paar Ressourcen per Raketenlastverkehr verkauft um Geld für neue Upgrades zu haben und schon kann ich ein weiteres Stück Mars erforschen.
Denn es gibt eine übergeordnete Aufgabe, ich soll zehn seltsame Türme ausschalten, da diese Störsignale aussenden und für unerfreuliche Abstürze humaner Raketentechnik sorgen.
Schon im ersten Nachbargrundstück fällt mein Blick dann auch auf einen recht außerirdisch aussehenden Turm und ein abgestürztes Menschenshuttle. Und dann ist da noch dieser nervige kleine Roboter, der sofort beginnt auf mich zu schießen. Ey!
Der Anblick des Shuttles war so faszinierend, dass es mir egal war. Mein Sauerstoff reichte eh nicht mehr für den Rückweg und so erstickte ich auf einer Klippe stehend, über mir das Universum, unter mir ein Raumschiffwrack und hinter mir ein hysterischer Roboter mit Lasern.
Fazit: Der Flow stimmt bei Surviving Mars Pioneer
Die einzelnen Aufgaben im Spiel überfordern nicht, der Flow aus Ressourcen abbauen, was tolles neues damit basteln oder Geld zu verdienen, nebenbei das Habitat ausbauen (inklusive Bauherrenstolz!) und dann die Rätsel aus dem Questlog zu lösen – das motiviert schon sehr.

Ich muss sogar zugeben, dass ich lange kein VR-Game mehr hatte, das mich so sehr immer wieder und wieder unter die Quest 3 gezogen hat. Optisch ist es kein Brett aber durchaus hübsch, akustisch macht es vieles richtig, der Flow passt – da nehme ich auch gelegentliches Fluchen über die Steuerung hin.
Surviving Mars: Pioneer auf Steam
Das Spiel ist echt gut