Wir haben seit ein paar Monaten eine Meta Ray Ban der ersten Generation und konnten sie intensiv im Alltag ausprobieren. Ein Test unter realistischen Bedingungen.
Metas aktuell größter Hardwareerfolg sind nicht mehr VR-Brillen wie die Meta Quest 3 – das Geschäft ist seit dem Erfolg der Quest 2 rückläufig. Es sind smarte Brillen wie die Meta Ray Ban, die die meisten Verkäufe generieren.
Richtiges AR liefern diese Brillen noch nicht, die Interaktion ist größenteils auf Audio beschränkt. Zusätzlich kann die, zugegebenermaßen sehr stylische, Brille Videos und Fotos auf Knopfdruck oder Zuruf aufnehmen. Gesteuert wird das entweder per Spracheingabe im Stile von “Hey Meta..” oder über einen Button und eine Touchoberfläche im Brillengestell.

Unser Modell hat grünlich getönte Gläser, was ihren alltäglichen Einsatz im Herbst und Winter eher fraglich gestaltet, Meta bietet die Brille aber auch mit durchsichtigen Gläsern oder selbsttönenden Transition-Gläsern an, die auch das ganze Jahr über praktisch nutzbar sind. Sehstärkegläser sind optional auch möglich und sinnvoll, da unter der Brille kaum eine weitere Brille getragen werden dürfte und nicht jeder Fan von Kontaktlinsen ist.
Leicht, hübsch und mit 5 Megapixeln
Die Meta Ray Ban wiegt in der normalen Ausführung 45 Gramm. Verbaut sind 5 MP Ultra-Wide-Kameras für Fotos in 2.592×1.984 Pixeln und Videos in 720p mit 30 FPS (1.184×1.184 Pixel).
Das Nachfolgemodell der zweiten Generation nutzt übrigens 12 MPixel-Kameras mit 3.024×4.032 Pixeln für Fotos und 1.440×1.184 Pixeln mit 30 FPS bei Videos.

Die Bildqualität der integrierten 5 Megapixel-Kamera kann nicht mit der eines guten Smartphones mithalten, für Schnappschüsse und Erinnerungen eignet sie sich aber doch erstaunlich gut. Wenn das Licht stimmt jedenfalls.
Die Akkulaufzeit unserer 1st-Gen-Wayfarer liegt bei, je nach Nutzungsintensität, zwischen einer und vier Stunden. Viele Videos: geringe Laufzeit, ihr kennt das. Das beiliegende Ladecase füllt die Brille in recht kurzer Zeit wieder auf und schafft das bis zu drei mal ohne selbst nachgeladen werden zu müssen.
Das Nachfolgemodell soll die Akkulaufzeit verdoppelt, hier erhöht sich aber auch der Preis von ab 329 Euro auf ab 419 Euro.
Die integrierten Mikrofone sorgen für eine anständige Kommunikation mit der Meta-KI: Auf Zuruf lassen sich Fotos und Videos starten, Nachrichten vom Smartphone werden vorgelesen und können beantwortet werden, Musik und Anrufe lassen sich natürlich ebenfalls wiedergeben.
Meta, mach ein Foto und sage mir, was du siehst
Auch ein paar Alltagshelfer sind dabei, so können wir die Brille bitten, ein Fotos aufzunehmen und dann zu beschreiben, was im Bild zu sehen ist. Das kann körperlich eingeschränkten Personen noch viel mehr Nutzen bieten als mir aber eine Pflanze zu fotografieren und ihren Namen im Ohr zu haben ist praktisch. Und das nicht nur, um mit seinem Wissen vor anderen Leuten angeben zu können..

Beim Alltagstest, glücklicherweise im teils sehr sonnigen Spätsommer 2025, wurde mir übrigens sogar ein Lob für die coole Brille hinterhergeworfen, Ray Ban funktioniert also tatsächlich.
Doch was bringt das alles im normalen Leben? Zum einen: Musikgenuss unterwegs. Die in den Bügeln integrierten Lautsprecher sorgen für einen zwar bassarmen aber sonst angenehm runden Klang. Aus direkter Nähe können andere ein wenig mithören, vor allem wenn AC/DC laut Thunderstruck brüllen. Aber in normaler Introvert-social-distancing-Entfernung ist das kein Problem.
Die adaptive Lautstärke der Brille kann übrigens dafür sorgen, dass AC/DC beim Rock im Supermarkt spontan automatisch leiser werden, wenn jemand ein reales Gespräch beginnt. Praktisch!
Einkommende Nachrichten von Instagram, Facebook oder Whatsapp meldet die Brille per Sprache und bietet auch die Möglichkeit, eigene Nachrichten oder Antworten zu verfassen. Und natürlich kann die KI auch einfach nur die Uhrzeit oder den Wetterbericht aufsagen.

Gewöhnungsbedürftige Kamera
Wenn ihr auf Videorundgänge aus First-Person-Sicht steht, ist die Meta Ray Ban definitiv etwas für euch. Auch wenn das quadratische Minecraft-Bildformat eher unpraktisch ist und Video/Fotos immer erst langsam per App exportiert werden müssen, gelingen Aufnahmen ganz gut. Fotos sind deutlich hübscher als Videos, schon aufgrund der Auflösung. Wer mehr will, muss den Nachfolger kaufen.
Unpraktisch bei Videos im Gehen ist die arg sichtbare Körperbewegung im Video, hier gewöhnt man sich entweder einen sehr ruhigen Gang ohne schnelle Kopfdrehungen an oder arbeitet aufwändig nach. Generell wäre mir persönlich ein 16:9-Format übrigens viel lieber und es würde auch besser zum menschlichen Sichtfeld passen.

Und wie alltagstauglich ist die Meta Ray Ban jetzt?
Und wie nutze ich das jetzt alles im Alltag? Knifflige Antwort, die harte Wahrheit ist: So gut wie gar nicht. Nach anfänglicher Euphorie liegt die Brille jetzt meist im Case herum und wartet. Als modisches Zubehör ist sie natürlich immer brauchbar, die Sonderfunktionen aber sind doch etwas eingeschränkt.
Viele der noch ganz interessant klingenden Features wie Übersetzungen sind hierzulande noch nicht verfügbar. Fotos und Videos sind eine nette Spielerei, mangels echter Kontrolle über das Bild aber auch ein Glücksspiel. Für hübsche Aufnahmen abseits vom Schnappschuss muss man dann mitunter auch sehr nah am Objekt stehen, was unpraktisch ist und mitunter auch irgendwie lächerlich aussieht.
Übrigens zeigt eine weiße LED an der Vorderseite der Brille an, wenn eine Videoaufnahme läuft. Das soll Unbeteiligte vor ungewünschten Aufnahmen warnen, allerdings scheinen noch nicht viele Leute da draußen überhaupt zu wissen, dass es Brillen mit Videofunktion gibt.
Für mich wird erst das Nachfolgemodell mit Display interessant
Abhilfe bei der fehlenden Kontrolle aufgenommener Bilder wird erst der Nachfolger, die Meta Ray Ban Display, schaffen: Dort arbeitet auf der rechten Seite ein Display, das solche Dinge und viel mehr wie beispielsweise Navigationen oder Teleprompter anzeigen kann. Dessen Nachfolger wird wohl dann Project Orion, eine richtige und vollwertige AR-Brille.
Allerdings ist diese Evolution der Meta Ray Ban auch anzumerken: Smart Glasses sind in ihrem Funktionsumfang aktuell dann doch sehr eingeschränkt. Die fehlende Anzeige per Display verhindert viele Anwendungsbereiche und viele von den abgedeckten ließen sich auch mit reinen Ohrstöpseln realisieren.
Einzig Funktionen wie “Mache ein Foto und sage mir, was du siehst” oder auch Fotos von ausländischen Schildern, die übersetzt werden können sind wirklich praktisch. Richtige Übersetzungsfunktionen, wie sie in den USA schon funktionieren, sind ebenfalls interessant.
Die Möglichkeit, Fotos und Videos aufzunehmen erscheint mir allerdings eher zweitrangig. Ja, das ist eine Zeitlang ganz nett und wer quasi auf Instagram oder TikTok lebt, kann so sein Leben noch intensiver übertragen. Wen das nicht so reizt, bekommt eine hübsche Brille mit ein paar netten Funktionen, der es bislang noch etwas an Dauermotivation fehlt.
Ich finde Smart Glasses total interessant. Überlege mittlerweile demnächst auch eine zu hohlen. Ich lasse den Gedanken aber noch etwas reifen, um für mich persönlich herauszufinden, ob dies einen großen Mehrwert bieten würde. Bin kaum in Social Media unterwegs. Fotos und Videos wären eher für den privaten Gebrauch, vielleicht noch für den Versand per WhatsApp. Bin auch unschlüssig, ob eine Gen2 mir nennenswerte Vorteile gegenüber der Gen1 bieten würde. Mal sehen. Würde mich aber auch über andere Anbieter freuen. Wobei Meta mit Ray-Ban schon eine eine starke Marke hat.