Virtual Reality muss man erlebt haben, um zu verstehen, warum es so faszinierend ist. Genau daran scheitert der Einzelhandel leider grandios. Warum das so ist und was sich ändern müsste, erklären wir hier.
Angeregt durch einen Artikel bei den Kollegen von UploadVR, in dem der Zustand der VR-Präsentation im US-Einzelhandel beklagt wird, wollen auch wir bei XTND die Chance nutzen, ein kleines Schlaglicht auf die Situation zu werfen. Aus deutscher Sicht und mit dem Background von über 10 Jahren Erfahrung als Verkäufer bei Saturn.
In den USA wird VR genauso schlecht präsentiert wie in Deutschland
Craig Storm von UploadVR beschreibt in seinem Leitartikel eine trostlose und bekannte Situation: Er betritt einen Elektrohandel in New York und beobachtet die lieblose Präsentation der Meta Quest 3. Eine Meta Quest 3S wurde gar nicht erst ausgestellt, was aber vielleicht auch keinen wirklichen Unterschied macht: Die Quest 3 war nicht als verpacktes Gerät zu sehen, die Ausstellungsstücke luden nicht zum Ausprobieren ein.
Ein trauriger Controller war neben einer ebenso traurigen Quest 3 und einer neben einer Quest 2 angebracht. Wie so eine sinnvolle VR-Erfahrung gezeigt werden soll? Craig weiß es genauso wenig wie ich. Apple hingegen überzeugt bei der Präsentation der teuren Vision Pro – es geht also offenbar, wenn man nur will.

Zugegeben: Ich bin in den letzten Jahren auch viel seltener im Elektro-Einzelhandel unterwegs als früher. Onlinebestellungen sind bequem und üblicherweise bin ich derjenige, der anderen Technik empfiehlt als dass ich Hilfe bei einer Kaufentscheidung brauche. So geht es aber nicht jedem und gerade neue Technologien wie VR muss einfach erlebt werden.
Kaufen und zurückschicken? Machen viele, das beantwortet aber auch nicht alle Fragen, die vielleicht im Laufe des Ausprobierens aufkommen. Moment, wurde dafür nicht ursprünglich mal der Einzelhandel mit Fachverkäufern erfunden? Könnte man meinen.
Und jetzt schreibt bitte alle eure Vorurteile gegen Mediamarkt und Saturn in die Kommentare
Ich würde behaupten, ich kenne sie alle. Lasse mich aber gerne überraschen. Mit über zehn Jahren Berufserfahrung als Verkäufer in verschiedenen Saturn-Filialen sind mir aber tatsächlich viele teils berechtigte und teils unberechtigte Vorurteile zu Ohren gekommen.

Jetzt wo das abgehandelt ist, kann ich euch ja versuchen zu erklären, warum Produktpräsentationen im Computerhandel immer so’n Ding sind. Es kommt vor allem auch darauf an, ob das jeweilige Produkt vom Markt selbst aus Eigeninteresse präsentiert wird oder ob der Hersteller beispielsweise eine Agentur für die Promotion beauftragt hat. Und dann gibt es die Mittelwege, wo die Hersteller sich ein paar Regalmeter im Laden mieten, wo dann die Produkte ausgestellt werden können.
Bei allen Varianten kommt es darauf an, wie motiviert Mitarbeitende oder die Promotionagentur sind. Beschließt die Abteilungsleitung, dass VR-Brillen mit einer besseren Präsentation mehr Umsatz und Gewinn einfahren sollen, wird schon aus eigenem Interesse für ein wenig Ordnung gesorgt. Es seit denn, die Abteilungsleitung interessiert sich nicht sonderlich für die Abteilung weil Minesweeper gerade so spannend ist.
Mietet Meta als Hersteller nun aber einen oder mehrere Meter als Präsentationsfläche, können sie die Hardware entweder dort hinstellen und hoffen, dass die Markt-Mitarbeitenden sich schon darum kümmern – vielleicht gibt es ja auch eine kleine Schulung vorher. Oder sie beauftragen ein Promotionunternehmen, die sich um Präsentation und auch Beratung kümmern.
Promotionmitarbeiter bei Saturn und Mediamarkt
Wenn ihr schon einmal in einem Saturn oder Mediamarkt einkaufen wart, seid ihr sicherlich schon diesem Promotionpersonal begegnet. Sie beraten meist nur zu speziellen Produkten, tragen keine typische Marktkleidung und eigentlich sollten sie sich auch als Promopersonal des jeweiligen Unternehmens vorstellen. Passiert nicht immer, passt da ein wenig auf.
Diese PR-Menschen haben im Idealfall ebenfalls eine Schulung zum Produkt bekommen. Wie engagiert sie dann aber in die Promotion gehen, hängt immer auch davon ab, ob sie das Produkt überhaupt verstanden haben und ob sie es mögen. Sicher, ein Profi kann auch verhasste Geräte verkaufen, erfolgreicher ist man aber mit etwas eigenem Enthusiasmus.

Warum also hängen dann so oft depressiv wirkende Quest-Headsets in den Märkten herum, mitunter in einem Zustand, dass man sie sich nicht freiwillig aufsetzen mag und komplett ohne Beratung weil die Mitarbeiter geschickt fliehen konnten?
Wer als Verkaufsperson ein Produkt nicht kennt oder versteht und auch keine große Lust hat, sich einzuarbeiten, der versucht komplexe Produktvorführungen lieber zu vermeiden. Daher der Fluchtreflex. Geht es nicht anders, wird die Präsentation in den wenigsten Fällen sonderlich überzeugend ausfallen. Was soll ein Mensch ohne VR-Erfahrung anderen Menschen auf dem gleichen Wissensstand schon großartig zeigen?

Verfügt die Abteilung aber über einen oder mehrere Mitarbeiter, die ein jeweiliges Produkt auch privat nutzen und überzeugt davon sind, werden diese meist sehr motiviert die Präsentation übernehmen und optisch einwandfrei halten. Im Grunde gewinnt der Laden durch solche Mitarbeiter, das zeigt sich aber dann doch viel zu selten. Kein Lob ist Lob genug, nicht wahr. Das klingt verbittert, ist aber der Grund, weshalb das Einzelhandelserlebnis immer schlechter wird.
Was könnte Meta also tun um die Quest besser zu präsentieren?
Im Grunde ist es recht einfach, leider kostet es Geld: Bei der Auswahl der Promotionunternehmen zur Präsentation der Meta Quest in Ladengeschäften auf die Qualität achten. Idealerweise eine motivierende Schulung der Promoter mit vielen Praxisbeispielen und Erklärungen für Neueinsteiger. Gebt den Promotern die zu bewerbende Hardware für einige Zeit privat nutzbar mit und stellt auch ein paar Apps zur Verfügung. Arbeitet mit Menschen zusammen, die VR mögen.

All das sind keine neuen Tipps, Apple kennt jeden davon sehr gut. Wie auch UploadVR bemerkt: Die Promo für Vision Pro ist deutlich besser und liebevoller. Ratet warum.
Und das spricht auch für eigene Stores der Hersteller, auch wenn diese teuer sind: Die Mitarbeitenden dort können direkt von der Personalabteilung auf Produktbegeisterung abgetastet werden. In meiner Laufbahn bei Saturn habe ich viele Apple-Promotoren kennengelernt und jeder einzelne schwärmte für Apple-Produkte. Und auch die Schulungen, die Apple den Saturn-Mitarbeitenden oft anbot, waren motivierend und hätten fast einen Mac-Nerd aus mir gemacht. Nur fast aber. Das Wissen aus der Schulung und auch die ansteckende (aber nicht übertriebene) Begeisterung der Schulungsleitung haben jedenfalls für einige Umsatzsteigerungen geführt.
Und hey liebe Computerhändler, egal ob ihr Saturn, Mediamarkt oder Notebooksbilliger.de heißt: Schlampige Präsentationen fallen auch auf den Markt zurück. Motivierte Mitarbeitende sorgen für mehr Umsatz und idealerweise Gewinn. Auch wenn Meta kaum Motivation zu haben scheint, die Quest anständig zu präsentieren – ihr könntet das durchaus auch selbst. Aber vielleicht ist die Gewinnspanne einer Meta Quest 3S auch einfach zu gering.
Ja man darf aber auch nicht vergessen das die Leute gar nicht wollen. Ich hab die Quest so vielen Leuten gezeigt und viele fanden es toll brauchen es aber nicht und die Leute die es gekauft haben hatten eine Gute Zeit mit Beat Saber und dann lag das Teil nur rum.
Das Problem sind die Spiele. Es gibt nichts mehr für Core Gamer. Die Spiele sind leider fast alle nicht interessant genug. Da hilft auch kein Verkaufsstand und Beratung. Denn bei der Frage, “Kann ich damit dann meine Lieblingsspiele spielen ?” hat sich das spätestens da erledigt.
Ein guter Verkäufer sieht das nicht so als Problem 😉 . Ernsthaft, es geht um den Verkauf eines neuen Produktes, da kanns auch mal egal sein, ob das nach dem Kauf nicht genutzt wird. Den Verkauf bekommt ein guter Mitarbeiter auf jeden Fall hin und ein sehr guter sogar ohne, dass das Produkt zurückgegeben wird 😉 .
Natürlich braucht es noch mehr und bessere Software. Aber glaub mir, einen Verkauf kann man mit der aktuellen Technik und Software sehr problemlos. Wenn man nur will.. Und das ohne den Kunden zu bescheißen oder zu lügen. Meine Kunden waren am Ende meist sehr happy, sogar die, die sich ne Nvidia-3D-Brille gekauft haben damals 😛 .
Ein Verkauf für im größeren Sinne ja nicht zu dem was wir VR Core User uns wünschen. Diese ganze Debatte handelt doch darum, VR an Menschen zu bringen die es dann auch nutzen und ihr Geld und Zeit damit verbringen. Was bringt es also diese Brillen besser zu verkaufen? Die würden sich von alleine verkaufen wenn die Leute auch einen Sinn darin sehen würden sich so ein Gerät zu kaufen. Es ist ein mehrschichtiges Problem aber die Verkaufsstände sind wirklich das kleinste Problem das VR Gaming hat. Also so sehe ich das.
Ich war früher auch Verkäufer bei Media Markt. Und ich war letztes Wochenende das erste Mal wieder seit Jahren in einer Filiale wegen eines Backofens. Typisches Gerät, was man doch mal wirklich haptisch sehen möchte und ich online eher ungern kaufe.
Und ich war sehr erschrocken…
Verkäufer ohne Motivation und Fachkenntnisse, fragten für alles ChatGPT. Und beim rumstöbern viel mir auch die lieblos Präsentation der Meta Quest 3 Geräte auf. Und generell veraltete Ware, kein einziger PC Handheld. Früher war man als Media Markt stolz immer den neuesten feilen Scheiss da zu haben und hatte gut geschultes Personal. Davon ist nichts mehr übrig.
Also ich wäre im dem Laden der Starverkäufer 😄🤣
Vielleicht sollten wir die Szene mal wieder als Verkäufer (aushilfsweise) aufmischen 😉 .
Als ich den Einzelhandel verlassen habe, war es gerade Trend, langjährige Mitarbeitende zu kündigen und auch die Abfindung in Kauf zu nehmen, um sie gegen Teilzeitkräfte zu ersetzen. Dummerweise identifiziert sich jemand, der vier, fünf Stunden die Woche in einem Markt arbeitet, eher wenig mit dem Job und den Produkten. Das ist natürlich von Markt zu Markt unterschiedlich aber warum die Ketten nicht bewusst darauf achten, dass das Personal sich mit den Produkten auskennt und auch auf Kunden eingehen kann, ist mir unverständlich. Die haben einen massiven Punkt um sich vom Onlinehandel abzuheben und sie nutzen es nicht.
Die Warenbestückung hängt ja zum Teil auch vom Personal ab – Vorlieben, Vorschläge, etc.. Und gut verkaufen tun sich oft Produkte, die mit Wissen und Begeisterung angepriesen werden. Und es schadet ja nicht einmal, ehrlich auch bekannte Probleme zu erwähnen. Der Kunde soll ja selbst entscheiden, ich zwinge ihn ja nicht (und auch Lügen sind eine art Zwang).