Immer wieder verschwinden Spiele spurlos aus den Stores oder werden offline und damit unspielbar geschaltet. Nun gibt es eine Petition gegen dieses spontane Spielesterben aus Profitsicht.
Die Gaming-Welt steht vor einer immer drängenderen Frage: Was passiert mit unseren geliebten Spielen, wenn die Entwickler und Publisher den Stecker ziehen? Eine Petition namens “Stopp Killing Games” hat diese Diskussion auf eine neue Ebene gehoben und fordert eine grundlegende Veränderung im Umgang mit digitalen Spielen. Mit über 1,3 Millionen Unterschriften hat sie die Schwelle erreicht, um von der EU-Kommission geprüft zu werden, und bringt damit das Thema auf die politische Agenda Europas.
Auslöser für die Initiative war die Ankündigung von Ubisoft, die Server für das Rennspiel “The Crew” abzuschalten. Ein Spiel, das gekauft wurde, wird dadurch unspielbar – ein digitaler “Mord” am Spiel, wie es die Initiatoren bezeichnen. Dies ist kein Einzelfall, sondern ein wachsendes Problem in einer Branche, die immer stärker auf Online-Bindung und “Games as a Service”-Modelle setzt. Die Petition fordert daher, dass verkaufte Videospiele auch nach Ende des Supports in einem funktionierenden Zustand bleiben müssen, ohne ständige Verbindung zum Publisher.
Die Community als Mitschöpfer: Mehrwert und moralische Pflicht
Ein zentraler Punkt, der in dieser Debatte oft zu kurz kommt, ist die Rolle der Community. Wenn ein Spiel eine große und engagierte Fangemeinde aufbauen konnte, ist dies nicht allein dem Entwickler zu verdanken. Die Community schafft durch ihre Zeit, ihr Engagement, ihre Fan-Inhalte, Wettbewerbe und nicht zuletzt durch ihre bloße Präsenz einen immensen Mehrwert für das Spiel. Sie hält es lebendig, entwickelt Strategien, teilt Erfahrungen und trägt maßgeblich zur Langlebigkeit und Relevanz bei.
Aus dieser Perspektive betrachtet ist das Nicht-mehr-zur-Verfügung-Stellen eines solchen Spiels nach Serverabschaltung nicht nur ein Entzug des gekauften Produkts, sondern auch ein Diebstahl an diesem immateriellen Wert, den die Community über Jahre hinweg geschaffen hat. Es ist ein Bruch des stillschweigenden Vertrages zwischen Entwickler und Spieler. Wenn der Betrieb eines Spiels für ein Studio nicht mehr rentabel ist, sollte es die moralische Verantwortung übernehmen und der Community keine Steine in den Weg legen, das Spiel selbst weiterzubetreiben. Dies könnte durch die Bereitstellung von Serverdateien, Tools für Offline-Modi oder die Ermöglichung von Community-Servern geschehen. Es geht darum, das kulturelle Erbe, das gemeinsam erschaffen wurde, zu bewahren.

Politische Unterstützung und die Gegenwind der Industrie
Die Petition hat bereits prominente Unterstützung erhalten. Nicolae Ștefănuță, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, hat die Petition persönlich unterzeichnet und sich klar positioniert: “Ein Spiel, sobald verkauft, gehört dem Kunden.” Diese politische Rückendeckung unterstreicht die wachsende Bedeutung des Themas über die Gaming-Blase hinaus. Auch der bekannte Verbraucherrechtsaktivist Louis Rossmann steht hinter der Initiative.
Die Gaming-Branche, vertreten durch Lobby-Verbände und große Publisher wie Activision Blizzard, EA, Microsoft und Sony, äußert sich erwartungsgemäß kritisch. Sie argumentieren mit hohen Kosten, wirtschaftlichen Risiken und dem Verlust der Kontrolle über ihre Produkte. Doch die Forderungen der Petition zielen nicht darauf ab, den Geschäftsbetrieb während des Supports zu beeinträchtigen, sondern eine Lösung für das Ende des Lebenszyklus eines Spiels zu finden, die den Interessen der Spieler und der Bewahrung digitaler Kulturgüter dient.
Die Debatte um “Stopp Killing Games” ist somit mehr als nur eine Petition. Sie ist ein Aufruf zu einer Neudefinition der Beziehung zwischen Spielern und Entwicklern, ein Plädoyer für mehr Verantwortungsbewusstsein und die Anerkennung des kollektiven Wertes, den Gaming-Communities schaffen. Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Kommission auf diese kraftvolle Bewegung reagieren wird und ob ein neues Kapitel im digitalen Verbraucherrecht aufgeschlagen werden kann.
“Stop Killing Harsware” wäre auch mal eine Petition wert. 😉
“Hardware” meine ich. Wie kann man sich hier anmelden, damit man Nachrichten editieren kann?