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Was wurde eigentlich aus: Mindshow VR

Mindshow

So manch Klassiker der VR-Szene ist mit der Zeit aus den Stores oder der Aufmerksamkeit verschwunden. Wir werfen einen Blick auf diese vergessenen Klassiker. Heute: Das Animationstool Mindshow.


Mindshow erschien im Jahr 2017, als die aktuelle VR-Welle noch ganz frisch war und wir großer Hoffnungen waren, mit unserer HTC Vive oder Oculus Rift DK1 bereits den kommenden Mainstream auszuprobieren. Und es blieb jahrelang meine favorisierte VR-App abseits von Spielen. Warum? Weil ich mit Mindshow extrem unkompliziert eigene Animationsvideos erstellen konnte. Komplett ohne Erfahrung beim Animieren!

Das Prinzip ist genial: Das Programm lässt mich eine Szene erstellen, indem ich zuerst einen passenden virtuellen Raum auswähle, beispielsweise ein Filmstudio, eine Wüstenszene, das Innere eines Raumschiffes oder einen Friedhof. Dann kann ich dort weitere Setgegenstände platzieren und die Szene für mich individualisieren.

Am Ende kommen die Charaktere hinzu, maximal drei dürfen in einer Szene zusammenarbeiten. Bei Szenen und Figuren war Mindshow stark auf den Comic/Animationsserien-Stil konzentriert, es gab also per Default keine fotorealistischen Umgebungen.


Die Magie der virtuellen Realität

Nun stehen da also ein paar starre Figuren in einer hübschen Comicumgebung. Toll. Und jetzt? Jetzt kommt die Magie von VR dazu: Per Controllerklick teleportiere ich in eine der Figuren, checke kurz mein Aussehen und kann dann eine Aufnahme beginnen. Währenddessen steuere ich den Charakter mit Controller und eigener Bewegung und rede meinen Text ins Headsetmikrofon.

Das lässt sich jetzt mit allen drei Charakteren wiederholen. Und der Clou: Während ich eine weitere Figur animiere, läuft der zuvor aufgenommene Bewegungsablauf mitsamt Stimme der ersten Figur ab. Ich kann also auf mein eigenes Schauspiel reagieren und das gleich mehrfach.

Mit ein wenig Übung kommen so recht ansprechende Clips heraus, aus denen man zusammengeschnitten ganze Filme produzieren kann. Denn wenn alle Figuren eingesprochen sind, übernehme ich auch noch die Rolle des Kameramannes und zeichne die Szene auf. Das geht auch aus verschiedenen Winkeln und mit starrer oder beweglicher Kamera. Leider ist die Cliplänge begrenzt, länger als eine handvoll Sekunden gönnt mir das Spiel nicht.

Das wars, so einfach und doch so genial.

Aber was ist aus Mindshow geworden?

Heute findet sich das Tool nicht mehr bei Steam, wer es damals in seine Bibliothek aufnahm, kann es aber auch heute noch installieren. Nur leider nicht nutzen: Die Server des Entwicklers sind abgeschaltet und selbst wenn ihr eine ältere Version über die Steam-Eigenschaften erzwingt, sind keine Aufnahmen mehr möglich.

Das Entwicklerstudio verabschiedete sich eines Tages klammheimlich von privaten VR-Nutzern als Zielgruppe und steuerte die höchst reale Filmproduktion an. Mindshow wurde von einem coolen Tool für alle zu einem Werkzeug für solvente Filmfirmen.

Und vielleicht habt sogar ihr schon einmal etwas gesehen, was mit Hilfe von Mindshow produziert wurde. Das Unternehmen arbeitet eng mit Mattel zusammen, dem Spielzeughersteller hinter Barbie und Hot Wheels.

Und das läuft offenbar sehr erfolgreich. In einem Interview mit der Webseite Cartoonbrew Anfang 2025 freute sich Mindshows Chief Executive Officer Sharon Bordas über mehr als 250 Millionen Views auf mit Mindshow produzierte Inhalte.

Der Vorteil der Produktion professioneller Inhalte liegt darin, dass sich Animationen so deutlich zeit- und kostensparender erstellen lassen. Etwas, was ich selbst in den Privatnutzungsjahren des Tools festgestellt habe – von 2017 bis 2020 habe ich immer und immer wieder damit herumgespielt und sogar eine Newsshow für meine damalige VR-Seite VR-Legion.de damit produziert. Ok, man sieht, dass ich kein Profi bin aber ihr müsstet mal sehen, wie es ohne Mindshow ausgesehen hätte.

Heute gibt es zwar ein paar Animationstools für die virtuelle Realität, so packen wie Mindshow konnte mich aber keines davon. Meist war die Bedienung deutlich umständlicher, der Grafikstil seltsam oder die Möglichkeiten zu sehr eingeschränkt. Vielleicht habt ihr ja einen Tipp für mich?

Und schreibt doch mal in die Kommentare: Habt ihr selbst mit Mindshow gearbeitet? Schickt mir URLs zu Videos, die ihr damit erstellt habt, vielleicht gibt es ja eines Tages mal einen Artikel mit den gesammelten Werken – ich neige zu Nostalgie.

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